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"IRREGULARITÄTEN" - Fabian Reinsch researches the simplicity of housing floorplans.

Updated: Apr 29, 2021



Eine Sammlung einfacher, unkonventioneller Häuser.


Obwohl uns von allen Seiten suggeriert wird, dass wir für unsere Lebensgestaltung eine größtmögliche Freiheit besitzen, sehen wir uns doch in der Realität einer Reglementierung und vorgefertigten Lebensentwürfen gegenübergestellt. Insbesondere unser Wohnumfeld, vom sozialen oder gewinnorientierten Wohnungsbau bis zur Privatvilla, ist von einer starken Standardisierung auf der einen, und einem mediengenerierten, gesellschaftlichen Vorbild auf der anderen Seite geprägt. Können außerhalb dieser Ordnung überhaupt Räume entstehen, die aus dem Gewohnten ausbrechen und eine Freiheit im Sein und Denken fördern? Mit dem idealen Denk-Ort verbinden wir den in der Welt zentrierten, metaphysischen Raum des Gelehrten in der Antike. Solche puren Räume, wie sie auch Palladio anstrebte, verwehren sich jedoch der Ordnung letztlich nicht, sondern stellen sich selbst als ordnende Kraft in den Mittelpunkt des Kosmos. Die Suche nach einer ordnungs (auf)lösenden Architektur führt zu Projekten die eine starke Reduktion eint. Dabei geht es nicht um einen, inzwischen auch in der Gesellschaft angekommen, asketischen Minimalismus, sondern um das Sehen und Wahrnehmen elementar einfacher Räume. „Ort, Mass und Rhythmus der Teile werden überprüft und variiert, bis sich ein Spielraum zu öffnen beginnt zu einem neuen Ganzen.“ 1 – der Spielraum als kurzer, ambivalenter Schwell - Moment der Ordnungslosigkeit. In den bis auf das Elementarste reduzierten Projekten sorgen leichte Irritationen, wie asymmetrische Raumbezüge, dafür, dass undefinierte, freie Räume, die sich der konventionellen Ordnung verwehren, entstehen.


1 Marcel Meili, Peter Märkli - Die Arbeit der Augen, in: Du, Band 52, Heft 5, S.74f, 1992









Harry Rosenthal

Atelierhaus Arnold Zweig, Berlin

1931

Das Raumgefühl des Architekten hat einen wundervollen Sieg über die Dimension erfochten. Alles Überflüssige fehlt.²




2 Arnold Zweig, in: Die Werkstatt Arnold Zweigs - Architekt: Harry Rosenthal. Mit einem Geleitwort des Dichters, Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, Heft 3, 26. Jg., Berlin 1932, S.102








Philip Johnson Alice Ball House, New Canaan

1953

Alle große Architektur ist Entwurf von Raum, der die Menschen in diesem Raum umschließt, einnimmt, überwältigt oder steigert. [...] Wie bei Laotses Schale ist die Leere darin das eigentliche Wesen.³




3 Philip Johnson, Texte zur Architektur, DVA, Stuttgart 1982, S.170









Kazuo Shinohara

House in White, Tokio

1966

Any departure from conventional everyday space is likely to confound human action, since it transcends our field of reference. At such an instant, one realizes how much of everyday activity is conducted within the most stringent order of styles. Loss of styles makes one uncomfortable. For this reason, realization of non-everyday spaces must be carried out a step at a time, establishing new styles along the way to enlarge the expanse of perception.⁴




4 Kazuo Shinohara, Theory of Residential Architecture (1967); in: Monica Gili (Hrsg.) 2G N.58/59 Kazuo Shinohara Casas Houses, Ed. Gustavo Gili, Barcelona 2011, S.251









Clotilde & Bernard Barto

Maison Chézine, Nantes

1976

Maison? murs clôtures resserrements quotidien fonctionner besoins fixé immobile Peur alors? laisser venir dessins questions dessins perdre enlever enlever superflu Dépouillement [...] ⁵




5 Poesie von Clotilde Barto (Auszug), in: AA L‘Architecture d‘Aujourd‘hui N°229 Octobre 1983, Groupe Expansion, Paris 1983, S.9









Peter Märkli

Mehrfamilienhaus, Trübbach

1989

Anybody can build four walls and a window, this is not the issue. You must be able to make people feel something even through the simple presence of a facade; or the presence of those same four walls and window.⁶




6 Interview mit Peter Märkli, in: Giorgio Azzariti, In Search of a Language – A Journey into Peter Märkli‘s Imaginary, Éditions Cosa Mentale, Marseille 2019, S.167









Livio Vacchini

Vacchini House, Costa Tenero

1992

J‘aime réduire l‘irrationnel au minimum et porter le rationnel jusqu‘au limites extrèmes.⁷




7 Livio Vacchini, Capolavori Chefs-d‘oeuvre, Editions du Linteau, Paris 2006, S. 72




 


Fabian Reinsch


Berlin based architect. After studying in France and Germany, he worked for the offices of Stéphane Fernandez (Aix en Provence) and Volker Staab (Berlin). To still his interest in architectural spaces he never stopped researching which results in publishing articles now and then. Since 2018 he is teaching at the Institut für Entwerfen und Gebäudelehre inside the architecture faculty of Leibniz Universität Hannover. He is co-founder of MAROCCO.


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